Blitz, Donner und Schilthorn: Die geheimen Italiener von 1945

Blitz, Donner und Schilthorn: Die geheimen Italiener von 1945

Im Januar 1945, mitten im letzten Winter des Zweiten Weltkriegs, schrieb das Lauberhornrennen ein Kapitel Skigeschichte, das sich heute liest wie ein dramaturgisch gut konstruiertes Hollywood-Drehbuch.

Im Januar 1945, mitten im letzten Winter des Zweiten Weltkriegs, schrieb das Lauberhornrennen ein Kapitel Skigeschichte, das sich heute liest wie ein dramaturgisch gut konstruiertes Hollywood-Drehbuch. 

Sechs italienische Flüchtlinge, interniert im verschneiten Mürren, starten am Rennen in Wengen. Aber nicht unter ihren echten Namen. Stattdessen schmückten sie sich mit klangvollen, aber diskreten Pseudonymen wie Blitz, Donner oder Schilthorn. Einer von ihnen: Der schnelle Zeno Colò, der später als Weltmeister und Olympiasieger Bekanntheit weit über die eingefleischte Fanszene erreichte. Dieser war es, man mag es ahnen, der sich hinter dem Namen „Blitz“ versteckte und sich in Mürren seinem Decknamen getreu dem direkten Weg auf das oberste Podest-Treppchen bahnte.

Warum all das im Verborgenen geschah? Die Niederlage Nazi-Deutschlands und zeichnete sich zwar schon ab, doch steckte Europa zu diesem Zeitpunkt noch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Die politische Lage also: Auch für Italienische Staatsangehörige nach wie vor – gelinde gesagt – heikel. Der Süden Italiens galt zwar bereits als befreit, der Norden hingegen befand sich immer noch unter Kontrolle der faschistischen Marionettenregierung unter Mussolini. In der neutralen Schweiz herrschten strenge Regeln: Flüchtlingen, Deserteuren und Soldaten der Achsenmächte war die Teilnahme an offiziellen Wettkämpfen verboten.

Aber die jungen Italiener mit temporären Wohnort Mürren wollten Skifahren und waren so von Leidenschaft gepackt, dass auch mögliche Strafen sie nicht davon abhielten, diese Leidenschaft weiterzugeben. So gründeten sie in Mürren kurzerhand eine Skischule, trainierten im Schatten von Eiger, Mönch und Jungfrau und starteten schliesslich undercover, aber nicht weniger entschlossen an der 15. Ausgabe der Lauberhornrennen. Heute, 80 Jahre später, erzählen wir ihre Geschichte, weil sie zeigt, was das Lauberhornrennen immer war: Grösser als der Moment, mutiger als das Reglement und offen für alle, die für den Sport brennen. Das ist Home of Legends.